PREUẞEN UND SCHAUMBURG-LIPPE:
UNTERSCHIEDLICHE KONFEKTIONSGRÖẞEN
Ausstellung vom 22. November 2024 bis zum 12. Juni 2025
Wie versteht sich ein Kleinstaat mit einer Großmacht? Und was erzählt Kleidung darüber? Die Sonderausstellung „Unterschiedliche
Konfektionsgrößen“ sucht Antworten im LWL-Preußenmuseum in Minden und im Museum Bückeburg. Start der Doppelausstellung ist am
21. November 2024. Dabei dreht sich alles um das Verhältnis zwischen der Großmacht Preußen und dem Kleinstaat Schaumburg-Lippe
zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert.
Zwei Bereiche stehen sich in dieser Doppelausstellung gegenüber: einerseits die preußische Machtposition mit erheblichem Einfluss und auf der
anderen Seite der Schaumburg-Lippische Kleinstaat. Beiden Staaten diente die Kleidung der Selbstdarstellung. Hier sieht man aber auch:
Herrschaftliche Macht zeigt sich manchmal anders als erwartet. Aus diesem Grund illustriert neben zahlreichen Objekten vor allem auch die
Kleidung eindrücklich das öffentliche und private Leben beider Länder: Uniformen und Dienstbotenkleider veranschaulichen Rang und Status ihrer
Träger. Dazu machen Grafiken und originale Dokumente die Verbindungen zwischen beiden Mächten greifbar.
Die Ausstellung ist auf zwei Standorte aufgeteilt: Während im LWL-Preußenmuseum Minden Besuchende über das kleine Fürstentum Schaumburg-
Lippe informiert werden, geht es im Museum Bückeburg um die Rolle Preußens in der Beziehung beider Staaten. In Minden geht es vor allem um
Schaumburg-Lippe und seine Rolle als unabhängiger Kleinstaat, umgeben von preußischem Gebiet. Zu sehen sind Leihgaben aus dem Museum
Bückeburg: Gemälde, Grafiken, Fotografien sowie prachtvolle Dienstbotenkleidung, wie die Galauniform des Hofstallmeisters oder die Livreejacke
eines fürstlichen Hausdieners. Sie illustrieren, wie das Fürstentum sich besonders durch die prächtige Kleidung symbolisch abgrenzen und
behaupten wollte. Im Museum Bückeburg steht die Beziehung Schaumburg-Lippes zu Preußen im Mittelpunkt. Manch Überraschendes lässt sich
hier entdecken: etwa wo Voltaire Inspiration zu seinem Roman „Candide“ fand oder welche Rolle die Militärschule von Schaumburg-Lippe für einen
der wichtigsten preußischen Reformer, Gerhard von Scharnhorst, spielte. Zu sehen sind Leihgaben aus dem LWL-Preußenmuseum: Miniaturen,
Stiche, Helme, Radierungen und Uniformen.
Museum Bückeburg
Lange Straße 22| 31675 Bückeburg
Tel. 0 57 22 / 48 68
info@museum-bueckeburg.de
Die Gründung des deutschen Kaiserreiches änderte die politische Landkarte. Die Bedeutung der einzelnen Kleinstaaten ging stark zurück.
Nach 1871 bewahrten neben Preußen lediglich wenige Königreiche eigenständige Strukturen und politisches Gewicht. Grundlegende Fragen
etwa zu Wirtschaft, Verkehr und Kommunikation oder Militär wurden nun eher auf einer gesamtdeutschen, nationalen Ebene entschieden.
Diese zunehmende Bedeutung des Kaiserreiches grenzte auch die Vorrangstellung der ehemaligen Großmacht Preußen ein.
Als nach der Revolution das von Preußen getragene Kaisertum abgesetzt wurde, brachen auch die monarchischen Ordnungen der übrigen
Kleinstaaten zusammen.
Schaumburg-Lippe und Preußen wandelten sich in der Folge zu Freistaaten mit republikanischer Verfassung. Es gab auch die Idee, beide
Nachbarländer zu vereinen. Doch 1926 und 1930 scheiterten Regierungsinitiativen zum Anschluss Schaumburg-Lippes an Preußen knapp.
Die Bevölkerung in Schaumburg-Lippe stimmte dagegen. Abgesetzt wurde die letzte demokratisch gewählte preußische Landesregierung im Jahr
1932 durch eine Notverordnung des Reichspräsidenten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden ab 1933 alle Länder
gleichgeschaltet und die Landtage aufgelöst.
Nach dem Krieg wandelte sich die politische Landkarte: 1946 entstanden in der britischen Besatzungszone die neuen Bundesländer Nordrhein-
Westfalen und Niedersachsen, zu dem nun Schaumburg-Lippe gehört. Der Staat Preußen wurde 1947 durch Beschluss des Alliierten Kontrollrats
aufgelöst. Nur die historischen Spuren erzählen noch von der Geschichte der ungleichen Nachbarn Preußen und Schaumburg-Lippe.
IMPRESSUM
Eine Kooperationsausstellung des Museums Bückeburg und des LWL-Preußenmuseums Minden.
Projektleitung:
Dr. Sylvia Necker, LWL-Preußenmuseum Minden
Dr. Anke Twachtmann-Schlichter, Museum Bückeburg
Text:
Marie Brune, Carsten Reuß, Nadine Werel
Grafik:
Hannah Meisinger
Lektorat:
Marie Brune, Andrea Kramper, Dr. Sylvia Necker